Hochleistungsruderer setzen Maßstäbe bei Qualifikationsregatta für den Bundeskader
Es war die letzte Überprüfung vor Zusammenstellung des Bundeskaders 2026. Und wie bestellt, brachten die Hochleistungsathleten des RuS Steinmühle beim Ergotest und auf der Langstrecke in Dortmund absolute Spitzenleistungen. Der Olympiateilnehmer und amtierende Deutsche Meister im Einer, Marc Weber, lag beim Ergo-Test auf Weltspitzenniveau und ließ auf dem Wasser alle 118 Mitstarter mit 10 Sekunden Vorsprung hinter sich.
Der vollblinde Lennard Koch, überhaupt erst seit einem Jahr Ruderer und Vorzeige-Athlet der inklusiven Kooperation zwischen der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) und Schule & Internat Steinmühle, verbesserte seinen persönlichen Bestwert auf dem Ergo um sage und schreibe 24 Sekunden. Damit spiegelte der 18-Jährige dem Bundestrainer seine Leistungsfähigkeit und gab gleichzeitig das Signal: Hier arbeitet ein Ausnahmesportler an seiner Zukunft.

Top Leistung pro Kilogramm Körpergewicht
Zunächst standen die Zeichen in Dortmund gar nicht auf Erfolg. Marc Weber, nach eigenen Angaben „schon mal fitter gewesen“, kenterte im Vorfeld der Rennen mit seinem Boot. Eine Stunde nach der vorgesehenen Zeit startete er an Position 60, nachdem er frierend in der Eiseskälte hatte ausharren müssen.
Die Widrigkeiten schienen den erfahrenen Ruderer nicht weiter zurückzuwerfen. Auf dem C2-Ergometer hatte er am Vortag seinen Wettkampftest über 2000 Meter bereits bravourös bestanden. Er wurde zwar „nur“ Zweitbester auf dem Ergo, wies aber beim Verhältnis zwischen Leistung und Körpergewicht einen Welt-Topwert auf, mit dem er sich, so Trainer Martin Strohmenger, „weit vor den Deutschland Achter-Fahrern“ einordnet.
Unter dem Dach des Talentsichtungsvereins TARUS
Die schon viele Jahre bestehende Ruder-Kooperation mit der blista bescherte dem Verein Rudern und Sport Steinmühle und dem vor kurzem als Instanz der Talentsichtung gegründeten übergeordneten Verein TARUS e.V. die Verbindung zu Lennard Koch, einem vollblinden Ruderer mit hohem Traininigsfleiß und guten körperlichen Ressourcen, wenn es um Hochleistungssport geht. Bei der blista, dem Standort des Para Nachwuchs Bundesleistungszentrums, gehört Lennard der Sehbehinderten Sportgemeinschaft SSG an und gilt in den Augen des Trainers als „exemplarisch und außergewöhnlich.“
Der erwähnte neu gegründete Talentsichtungsverein TARUS e.V., im Vorstand unter anderem vertreten durch Olympiasieger Filip Adamski und Weltmeister Stephan Krüger, versteht sich als Marburger Achse im olympischen und paralympischen Hochleistungssport. „Wir versuchen, durch die Erschaffung eines einzigartigen Netzwerkes die Kräfte für unsere Athleten auf dem Weg zu Olympia in Los Angeles 2028 zu bündeln.“
Stadt Marburg und Sportkreis sind mit im Boot
Fester Bestandteil der Kooperationspartner sind der Marburger Fachdienst 42 Sport-Bewegung-und gesunde Stadt sowie der Sportkreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf, die schon vom ersten Moment an ihre Unterstützung der Initiative zugesagt haben. Darüberhinaus stellt der Hessische Behinderten- und Rehabilitationssportverband (HBRS) eine Hauptsäule im „Finanzierungshaus“ der neuen Organisation dar.
Starker Rückenwind aus der Sportwissenschaft
Die nächste Ausbaustufe bei der Optimierung ist eine sportwissenschaftliche Unterstützung, die die Leistungssteuerung der Ruderer aus Marburg garantiert. Auf Initiative von Prof. Dr. Martin Giese, stellvertretender Leiter des Instituts für Sportwissenschaft und Motologie an der Marburger Philipps-Universität, und Prof. Dr. Matthias Hoppe vom Trainingswissenschaftlichen Institut der Marburger Philipps-Universität hat sich aus diesem Grund die Kontaktgruppe „Para Move“ gebildet. Zusammen mit den in Marburg ansässigen erfolgreichen Landestrainern des HBRS im Goalball, Judo und Blindenfußball werden jetzt neue Wege für die Optimierung der Trainings- und Lehrprozesse angestoßen.
Auf Einladung von Martin Strohmenger, der als HBRS-Landestrainer mit seiner Expertise ebenfalls Mitglied der Kontaktgruppe und zudem Trainer der Marburger Vorzeige-Athleten Marc Weber und Lennard Koch ist, trifft sich das Gremium schon am 18. Dezember in der Steinmühle in Marburg, um die nächsten Schritte konkret energisch voranzutreiben.
Angela Heinemann







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